Blog - Auf dem Schreibtisch
Licht und Schatten
Die Kamera allein macht noch kein gutes Foto! Oder, wie ein bekannter Landschaftsfotograf sagte: »You don’t TAKE a picture, you MAKE it!« - Tja, nur wie macht man’s denn nun, ein gutes Foto?
Wir in der Abteilung Kommunikation und Marketing des TN LOS! wissen zwar sehr gut, wie wichtig Fotos und Bildsprache sind und wie man Bild und Text gezielt kombiniert. Jedoch bekommen wir die Bilder dafür meistens von Profis geliefert – gerade weil es nicht damit getan ist, eine gute Kamera und eine Foto-Idee zu haben und dann »mal schnell« das Foto zu schießen. Fotografin Julia Lormis, die für uns regelmäßig die Produktionen fotografiert, hat unser Team in einem Workshop mal unter die Lupe nehmen lassen, worauf es beim Fotografieren ankommt.
Zu Beginn schauten wir uns erstmal zusammen verschiedene Fotografien an. »Sagt einfach mal drauf los, ob euch das Bild gefällt oder nicht,« hieß Julias Aufgabe. Wir waren ziemlich beeindruckt davon, wie sehr Ästhetik im Auge des Betrachters liegt und wie unterschiedlich wir auf die Bilder reagierten. Was der einen Kollegin zu voll, unstrukturiert und unästhetisch vorkam, empfand die andere als genau richtig. So wie die andere ein Bild als zu kühl und abstrakt empfand, was wiederum der ersten Kollegin sehr gefiel. Nebenbei erklärte uns Julia auch die technischen Einstellungen an der Kamera, und zu welchen Effekten sie bei den Fotos führen - zum Beispiel wie man durch Verstellen der Blende die Tiefenschärfe beeinflussen kann oder, dass ein Bild in dunkler Umgebung heller wird, wenn man die Verschlusszeit verlängert. Und schlussendlich macht auch die Position des Motivs auf dem Foto einen großen Unterschied – Stichwort »Goldener Schnitt«, für alle, die sich näher damit befassen wollen.
So weit, so gut. Nun war unser Auge also geschärft für Motive, Perspektiven und die Wirkung unterschiedlicher Lichteinflüsse. Jetzt ging es ans Ausprobieren. Voll motiviert und mit der Kamera bewaffnet, wagten wir uns nach draußen und knipsten munter drauf los – das Spiel mit Schärfe, bzw. Unschärfe, und Licht und Schatten gelang uns bei allgemeinen Motiven im Umfeld des Theatergebäudes schon ganz gut. Unser Wunsch war es aber auch, halbwegs passable Portraits fotografieren zu lernen.
Und das… Ja, das war dann plötzlich gar nicht mehr so einfach. Wie wir es auch drehten und wendeten - irgendwas fehlte immer zum GUTEN Bild. Entweder lag zu viel Schatten im Gesicht oder aber es war zu hell. Entweder wirkte der Hintergrund irgendwie unnatürlich, oder das Bild war insgesamt zu dunkel oder aber auch überbelichtet. Geduldig probierten wir ein über das andere Mal ein gutes Bild zu bekommen – und fühlten uns recht bald von der Technik veralbert, weil die Kamera das Gesicht einfach nicht so aufnahm wie unser Auge es sah. Das kann doch nicht so schwer sein! - Doch, ist es leider…
Von dieser Erfahrung ziemlich demotiviert zogen wir in unser kleines Fotostudio, wo wir uns der Portraitfotografie im Detail widmen wollten. Und auf einmal taten sich komplett neue Welten für uns auf. Der Einsatz von direktem und indirektem künstlichen Licht war in der Praxis für uns alle Neuland. Aber es ist absolut genial. Wir hatten eher gedacht, dass die Studiostrahler die Bilder sehr künstlich und überbelichtet machen und hatten uns deshalb bisher nicht getraut, das auszuprobieren. Dabei war uns überhaupt nicht bewusst, dass man dadurch optimal die Schatten aus dem Gesicht nehmen kann, es somit besser zur Geltung kommt und man durch passives Licht genau die Stimmung erzeugen kann, die man braucht. In diesem Moment war unsere Begeisterung zurück und wir fotografierten uns gegenseitig in jeglichen Einstellungen. Für uns war das Geheimnis gelüftet und der Zugang zur Portraitfotografie geebnet - was uns natürlich noch lange nicht zu Profis macht! Aber es war ein tolles Gefühl!