Blog - Auf dem Schreibtisch

Vorfreude auf die nächste Spielzeit

Was es alles braucht, bis eine ganze Theatersaison geplant ist

Es ist Anfang Dezember, man denkt an Weihnachtsgeschenke und daran, dass das alte Jahr bald zu Ende geht, vielleicht auch an den anstehenden Winterurlaub. Frühjahr, Sommer oder gar Herbst 2023 – all das scheint vielen im Moment womöglich relativ weit entfernt. Die aktuelle Theatersaison ist grade mal gut drei Monate »jung«. Noch stehen jeweils vier Premieren im Musiktheater und im Schauspiel, eine im Ballett und eine weitere im Jungen Theater an, dazu die Schlossfestspiele im Sommer. Winter 2023 oder gar Sommer 2024 – weit entfernte Zukunftsmusik? Bei weitem nicht!

Wir im Theater stecken bereits seit Monaten gedanklich und organisatorisch mitten in der nächsten Spielzeit 2023/2024. Einen kompletten Spielplan für alle Sparten zu erstellen braucht sehr viel Vorlauf. Bis zur Spielplanpressekonferenz im Frühjahr 2023 die komplette Planung vorgestellt wird, sind es alles in allem – schätzungsweise – mindestens eineinhalb Jahre. Es werden Stücke gelesen, angehört, angeschaut, Gespräche geführt, Ideen zusammengestellt und auf Machbarkeiten geprüft: Haben wir am Haus die erforderlichen Sänger:innen für ein Stück in unserem eigenen Ensemble? Oder brauchen wir zusätzliche Gäste? Wenn ja, wie viele? Wie ist das Orchester besetzt, passt es in den Graben bzw. auf die Bühne im Theater im Anbau, oder ist die Gesamtbesetzung doch evtl. zu groß? Wie viel hat der Chor zu tun?

Das sind nur einige von etlichen weiteren Fragen, die die Planungen in jedem Jahr neu begleiten. Steht der Spielplan mit seinen Grundpfeilern (zwei Opern, eine Operette, ein Musical, zwei Ballettabende, natürlich die Stücke im Schauspiel vom Theater Rudolstadt, die Schlossfestspiele, hinzu kommen Opern- und Ballettgala, und evtl. kleinere Formate), dann erstellt das Künstlerische Betriebsbüro (KBB) eine Jahresdisposition. Es werden Vorsingen für Gäste organisiert, vielleicht weiß man auch schon, dass der/die eine oder andere Sänger:in aus dem Ensemble in der kommenden Saison nicht bei uns sein wird, auch dafür braucht es evtl. Vorsingen. Es werden Verträge mit Künstler:innen und – für die Stücke – den Verlagen in die Wege geleitet, das Spielzeitheft geplant und diverse Texte dafür geschrieben.

Die Dramaturgie befindet sich gerade in der Phase des Spielzeitheftes, das die Abteilung Kommunikation und Marketing federführend erstellt: Während die Kollegin Katrin Stöck, Konzertdramaturgin, die Texte für die Konzerte liefert (die Planung einer kompletten Konzertsaison ist nochmal eine ganz eigene Geschichte …), das KBB die Aufführungstermine zuarbeitet und die Kolleg:innen vom Jungen Theater Beiträge für ihre Stücke verfassen, formuliere ich die Texte für das Musiktheater und das Ballett und, in Zusammenarbeit mit dem Theater Rudolstadt, die Stücke, die von dort auf unsere Bühne kommen. Es sind nur wenige Zeilen im Spielzeitheft, doch diese müssen es in sich haben: Sie sollen über das jeweilige Stück, die jeweilige Inszenierung informieren und vor allem unser Publikum neugierig machen. Bis das Heft dann – nach zahlreichen Korrekturrunden, Fotoshootings, weiteren Ergänzungen usw. – fertig ist, vergehen, von heute betrachtet, mindestens noch vier Monate …

Der Blick in die Zukunft ist schön und mit viel Vorfreude verbunden. Gleichzeitig ist diese Spielzeit natürlich sehr gegenwärtig: Auf meinem Schreibtisch liegen im Moment fünf Stücke gleichzeitig auf dem Tisch (»Die lustige Witwe«, »Don Giovanni«, das Ballett »Feuervogel«, das »Tradi«-Stück »Brenner & Brenner« und auch schon »Doktor Schiwago«, für das bereits im Februar die Vorproben beginnen). Ganz aktuell steht mit der »Lustigen Witwe« die erste Premiere im Haus der Kunst in Sondershausen an, ein aufregendes Ereignis für alle.

Die Planungen der kommenden Saison werden stets auch begleitet von Gedanken an die Interimsspielstätte »Theater im Anbau«, die wir dann bezogen haben werden. Ein weiterer Grund, mit Freude in die nächste Spielzeit zu schauen.

Juliane Hirschmann (Chefdramaturgin)

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