Blog - Im Gespräch mit...
DAS MEER IN »IDOMENEO«
Luzie Klamt hat es gemalt
Mit »Idomeneo« hat Mozart der Musikwelt eine der aufregendsten Partituren geschenkt und auch die Story ist aktuell und hochspannend. Regisseur Benjamin Prins, Bühnenbildner Wolfgang Kurima Rauschning und Kostümbildnerin Birte Wallbaum bringen diese Oper zusammen mit dem Ensemble des TN LOS! auf die Bühne des Theaters im Anbau. Für die Realisierung ihrer Ideen sind viele Gewerke am Haus schon lange vor der Premiere am Arbeiten. So malt Luzie Klamt den Boden für das Bühnenbild für »Idomeneo«, welches Wolfgang Kurima Rauschning entworfen hat.
Luzie Klamt ist seit August 2023 Bühnenmalerin am Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen. Im Malsaal arbeitet das Team zu dritt mit einer FSJlerin. Auch der Arbeitsbereich der Plastikarbeiten wird vom Malsaal übernommen. So wurde zum Beispiel das Treibholz, welches in »Idomeneo« auf der Bühne liegen wird, hier angefertigt oder im vergangenen Jahr das Pferd, welches in »Im weißen Rössl« auf der Bühne stand.
Luzie, du bist seit August 2023 im Malsaal-Team vom TN LOS!, was war hier deine erste große Arbeit?
Mein erstes großes eigenes Projekt im Malsaal war der Rück-Prospekt für die Lustspieloperette »Märchen im Grand-Hotel«. Bühnenbildnerin Emma Gaudiano hat für den äußeren hinteren Rahmen für ihr Set-Design das Bild einer Postkarte aus Cannes an der Riviera gewählt.
Da sind etwa 36 Quadratmeter zu gestalten, wie lange arbeitest du an so einem riesigen Prospekt?
Bei dem für »Märchen im Grand-Hotel« waren es so zwei Wochen. Ich durfte mir aber Zeit nehmen, es war ja mein erstes eigenes »Baby« und freilich hatte ich noch Unterstützung.
Wie kannst du derart große Bilder überblicken?
Man rastert sich die Vorlage, teilt also alles in Felder ein, und überträgt das Ganze dann verhältnismäßig. Wir haben außerdem hier im Malsaal eine Galerie, da kann man noch einmal von oben einen Blick auf das Ganze werfen.
Wie wird man denn Bühnenmalerin?
Ich wusste lange gar nicht, dass es dieses Arbeitsgebiet gibt. Nach der Schule war mir noch nicht klar, welchen Beruf ich ergreifen sollte und ich habe erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht – in Kölleda in der Stadtbibliothek. Dort wurden im Rahmen der Kulturangebote auch Theaterfahrten gemacht, die ich gern wahrnahm. Einmal sind wir nach Weimar ins Theater gefahren. Ich fand die Aufführung unglaublich spannend und habe mich gefragt, wo das alles herkam, was auf der Bühne zu sehen war und habe ein bisschen recherchiert. Da bin ich auf den Beruf Theatermaler/-in gestoßen.
Und von da an war das dein Berufsziel?
Ja, von da an war mir klar, das passt zu mir. Ich habe nach Ausbildungsstellen geschaut und bin nach Leipzig an eine private Schule gegangen. Die Ausbildung ging über drei Jahre. Die Ausbildungsstätte gibt es aber leider nicht mehr.
Welche Ausbildungsmöglichkeiten sind dir bei deiner Recherche denn noch sozusagen über den Weg gelaufen, falls jemand Interesse hat, den Beruf zu erlernen?
Da gibt es mehrere Möglichkeiten, ich hatte mich zum Bespiel noch in Hamburg beworben, ansonsten einfach im Internet schauen: Ausbildung Bühnenmaler/in und Bühnenplastiker/in. Es gibt Möglichkeiten an privaten Schulen oder direkt an großen Theatern, zum Beispiel an den Staatstheatern Wiesbaden und Meiningen oder z. B. am Freiburger Theater.
Aber malen muss man schon können?
Ja, auch ein Gespür für Farben sollte man haben, was zusammen wie wirkt, und man sollte perspektivisch zeichnen können. Ich habe schon immer viel gemalt, seit ich klein war. Auch privat mache ich das nach wie vor. In Kölleda, meinem Wohnort, gibt es einen Kunstkurs. 2019 habe ich dort bei einer Ausstellung mitgemacht, die hieß »Galaxie und Weltall«. Dann hatte ich eine eigene Ausstellung im Juli, bevor ich hier anfing. In dieser habe ich meine Bilder und Arbeiten, die in der Ausbildung entstanden sind, präsentiert.
Man muss bei der Bühnenmalerei mit den unterschiedlichsten Materialien und Werkzeugen umgehen, Pinsel, Spritzen, Walzen, Rollen … – entscheidest du, welche Techniken du nutzen möchtest?
Ja, man weiß irgendwann, welches Werkzeug und welche Technik benötigt werden. Fürs Lackieren z. B. nimmt man meist eine Schaumstoffrolle, und zum Streichen eine normale Rolle. Bei dem Boden hier wollte ich erst mit der Bürste arbeiten, aber der Untergrund ist sehr glatt. Hätte ich das mit der Bürste gemacht, wäre alles streifig geworden. Ich musste auf die Rolle umswitchen, damit ich ein gleichmäßiges Bild bekomme, und dann muss ich mit der Spritzpistole alles schön zusammenziehen.
Wie kreativ kannst du bei der Umsetzung sein?
Das kommt auf die Bühnenbildnerin oder den Bühnenbildner an. Bei dem Boden hier gibt es eine genaue Vorlage, aber mir wurde auch etwas Freiraum gelassen. Bei dem Wasser muss ich nicht jede Welle haargenau malen. Für das Junge Theater soll für das Stück »Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute« ein Fliesenboden gemacht werden. Die Vorgabe ist, dass er blau sein soll und wie Fliesen aussehen, da gibt es schon etwas Spielraum.
Womit malt ihr diese riesigen Bodenbeläge?
Hauptsächlich mit Acrylfarben, auch mit Wandfarben, und zum Schutz kommt schließlich noch eine Lackschicht drüber.
Und mit welchen Materialien arbeitest du am liebsten?
Ich male am liebsten Aquarelle, das lasse ich in die Bilder einfließen, ich male sehr »wässrig«.
Das passt gut zu »Idomeneo«.
Ja, andere malen in dickeren Schichten, flächendeckender, das ist nicht so meins. Jetzt fuchse ich mich privat in digitale Malerei ein, da hat man noch ganz andere Möglichkeiten.
Die Loge, in welcher der Malsaal ist, hat ja schon so etwas wie ein marodes Flair, irgendwie auch schön, aber bald gibt es tolle neue Arbeitsbedingungen im Theater im Anbau. Freust du dich schon darauf, wenn ihr nach der Sanierung des Haupthauses umzieht?
Ich bin sehr gespannt, vor allem auf das sanierte Theater. Ich kenne es ja gar nicht, da ich nicht von hier komme. Von Vorteil ist dann, dass die Tischlerei mit uns auf einer Ebene ist, da entfällt die Schlepperei die Treppe hoch.
In deiner Freizeit malst du auch, gibt es noch ein weiteres Hobby?
Ja, das kann ich zwar momentan aus zeitlichen Gründen nicht ausüben, aber ich gehe gern zum Pole Dance. Ich müsste dafür nach Erfurt fahren. Ich fahre aber schon eine Stunde, um nach der Arbeit wieder nach Hause zu kommen. Auch lese ich sehr gerne, da ist jetzt das Hörbuch eine gute Alternative bei der Autofahrt. Besuche im Theater gehören ebenfalls dazu – vor kurzem war ich im »Märchen im Grand-Hotel« zur Premiere. Das war ein schönes Gefühl, den Rück-Pro da hängen zu sehen und ein Teil vom Ganzen zu sein. Jetzt bin ich gespannt auf »Idomeneo«.