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FRAGEN AN TOMO KELLER – Artist in Resonance –
FRAGEN AN TOMO KELLER
– Artist in Resonance –
Ein spannender Einblick in die Arbeit unserer Konzertdramaturgin Katrin Stöck eröffnete sich für die Schülerinnen und Schüler der beiden Musikkurse Klasse 11 des Humboldt-Gymnasiums Nordhausen (Lehrerinnen: Dorothée Mitzlaff und Sandra Sacher) als »Patenklassen« des 6. Sinfoniekonzertes am kommenden Wochenende. Während der Kurs von Sandra Sacher am 22. Mai die Konzerteinführung im Theater Nordhausen gestalten wird, konzipierte der Kurs von Dorothee Mitzlaff gemeinsam mit Katrin Stöck Beiträge zum Programmheft für das Konzert. Die Schülerinnen und Schüler trugen zunächst zusammen, was sie sich als Inhalte eines Programmheftes wünschen würden, um dann auf der Basis entsprechender Literatur diese Ideen umzusetzen. Hierbei entstand auch das Interview mit dem Geiger und musikalischen Leiter Tomo Keller. Die anderen Texte, Übersichtsdarstellungen und Funfacts können dann im Programmheft des Sinfoniekonzerts betrachtet werden, das die Beteiligten zum Höhepunkt des Projekts, dem gemeinsamen Konzertbesuch, in den Händen halten werden.
Tomo Keller ist in der Saison 2021/22 Artist in Resonance beim Loh-Orchester Sondershausen. Der Geiger und Dirigent begeisterte bereits im 1. Sinfoniekonzert, im 3. Schlosskonzert und bringt nun »Zwei Herzen – eine Seele« im 6. Sinfoniekonzert unter seiner musikalischen Leitung zum Klingen. Am 1. Juni ist er noch einmal im 4. Loh-Konzert »Klassische Leichtigkeit« zu Gast.
Woher kommt Ihr Interesse an der Musik, speziell jenes an der Geige?
Ich wurde in eine Musikerfamilie geboren, meine Eltern waren bzw. sind beide Pianisten, mein großer Bruder hatte mit dem Geigenspiel begonnen, und ein bis zwei Jahre später bin ich ihm dann nachgefolgt.
Welches Musikgenre mögen Sie persönlich am meisten?
Das ist eindeutig die klassische Musik, das einzige Genre, das ich wirklich kenne, und es ist für mich mit Abstand nicht nur das schönste oder großartigste Genre, sondern es ist mein ganzes Leben.
Was war das größte Orchester, welches Sie angeleitet haben?
Hinsichtlich der Anzahl der Musiker war das eine Aufführung der »Gurre-Lieder« von Arnold Schönberg, in Stockholm. Es wurden die beiden Stockholmer Orchester zusammengefasst, das Royal Philharmonic und das Swedish Radio Orchestra, mit über 140 Instrumentalisten, 300 Chorsängern, Sängersolisten und Sprecher, also ein Riesending und fantastisches Erlebnis.
Müssen Sie beruflich viel reisen und welches sind Ihre Lieblingsorte?
Ja, ich bin in den letzten 10 bis 15 Jahren sehr viel gereist, außer natürlich während der Corona-Zeit. Die Frage nach den Lieblingsorten ist schwierig, das können große Städte sein wie Tokio oder New York, aber auch ganz kleine wunderbare Orte, die es ja überall auf der ganzen Welt verstreut gibt; meine Lieblingsgegend ist vielleicht Kalifornien.
War der Weg zu dem Punkt, an dem Sie jetzt stehen, schwierig beziehungsweise steinig?
Ja, schon. Die Frage ist aber, wie man die Schwierigkeiten betrachtet. Man könnte es mit einem Wanderer vergleichen, der einen Berg ersteigt und dabei viel Mühe hat bzw. viele Steine überwinden muss, sich aber auch daran freut. Man will ja nicht nur einen Gipfel erreichen, sondern wandert aus Leidenschaft.
Was würden Sie gerne noch in Ihrer Karrierelaufbahn erreichen?
Ich habe da kein konkretes Ziel. Aber dieses Konzert hier ist für mich sehr besonders, denn ich bin ja eigentlich Geiger und kein Dirigent. Oder dass ich ab Herbst eine Lehrstelle antreten und zum ersten Mal regelmäßig unterrichten werde, das ist ebenfalls Neuland.
Wie bereiten Sie sich auf die Proben mit dem Loh-Orchester und die Aufführungen zum 6. Sinfoniekonzert vor?
Die hauptsächliche Vorbereitung ist die Arbeit mit der Partitur. Daraus versuche ich, das Werk zu verstehen. Hinzu kommt die Probenwoche. Der Zuhörer sieht also nur die Spitze des Eisbergs, nämlich das Konzert. Wenn man ins Wasser schaut, sieht man vielleicht noch etwas mehr vom Eisberg, das sind dann die Proben, aber alles andere ist verborgen, und das ist der größte Teil der Vorbereitung.
Auf welche Stellen im 2. Klavierkonzert von Brahms freuen Sie sich am meisten?
Im langsamen Satz gibt es neben dem wunderschönen Cello-Solo später eine magische Stelle, das Più Adagio. Dort spielen nur zwei Klarinetten, das Klavier und die Celli; es ist unglaublich schön und sehnsuchtsvoll.
Die Fragen stellten Oskar Becker, Vincent Kindler, Julius Stolberg und Johannes Tschirge.