»Einmal, als der Mond seinen üblichen Weg von einem Rand des Nachthimmels zum anderen nahm und dabei auf die silberglänzende Erde unter sich blickte, konnte er es sich nicht verkneifen, stolz und laut hinunter zu rufen: ›Ich bin der Größte! Seht doch: Ich bin der Größte!‹ Da hörte er von unten ein Stimmchen: ›Stimmt nicht, ich bin größer. ‹ Der Mond war so ärgerlich, dass er aufhörte, seine Bahn über den nächtlichen Himmel zu ziehen, und einen Augenblick stillstand. Wie kommt eine kleine Wasserpfütze auf die verwegene Idee, sie sei größer als der Mond?«
So beginnt Großmutter Leahs uralte, märchenhafte Geschichte vom eingebildeten Mond und vom Hasen, dem es ganz schlecht bekam, dass er sich für den Größten hielt. Denn auch Jonah und Enuki, zwei Inuit-Jungen aus dem hohen, kalten Norden Kanadas, streiten darüber, wer von ihnen der Größere sei. Und da man bei den Inuit noch sehr auf die Alten hört und sie bei allen wichtigen Entscheidungen um ihren Rat fragt, sind die beiden Jungs auch gleich zu Großmutter Leah gegangen, um eine Antwort auf ihre Frage zu erhalten.
Doch stattdessen erzählt sie ihnen nun eine Geschichte, die sie schon von ihrem Großvater und der wiederum von seinem Großvater gehört hatte. Danach finden es die zwei gar nicht mehr so wichtig, wer von ihnen beiden der Größere ist. Denn Jonah und Enuki wird klar, dass Größe nicht nur relativ ist, sondern obendrein auch von der Perspektive abhängt.