Der Schubert-Zyklus wird in diesem Konzert mit der 4. Sinfonie fortgesetzt. Auch dieses Werk ist eine der Jugendsinfonien des Komponisten, die erste in einer Moll-Tonart und von Schubert selbst später als »Tragische« bezeichnet. Der tragische Charakter entfaltet sich bereits in der langsamen Einleitung und kehrt im Laufe der Sinfonie in unterschiedlichem Gewand zurück. Robert Schumann komponierte 1848 Musik zu »Manfred«, einem dramatischen Gedicht Lord Byrons, das mit seiner Sinnsuche, Geisterbeschwörung und dem Todesstreben den uralten »Faust«-Stoff variiert.
In schöner Tradition setzt das Loh-Orchester die Begegnung mit neuen Werken junger Komponist*innen im Rahmen des Sondershäuser Kompositionswettbewerbs fort. 2020 gewann der südkoreanische Komponist Dongsun Shin diesen Preis und schrieb sein Werk »Schmetterlingseffekt«. Der im Zusammenhang mit Wetterphänomenen bekannte Begriff, der beschreibt, dass ein nur minimaler Flügelschlag große meteorologische Folgen haben kann, wird hier auf musikalische Entwicklungen bezogen. In Dongsun Shins Werk bauen sich aus kleinsten Motiven große Flächen auf. Abgerundet wird das Programm mit der »Meditation« von Peter I. Tschaikowsky. Diese Musik hatte er ursprünglich als Mittelsatz seines Violinkonzertes vorgesehen, veröffentlichte sie später aber als ersten Satz seiner »Souvenir d’un lieu cher« (»Erinnerung an einen geliebten Ort«). Der Titel bezieht sich auf das Landgut seiner Gönnerin, Nadeshda von Meck, das sie ihm zu seiner seelischen Erholung zur Verfügung gestellt hatte.
Übrigens: Der Schmetterlingseffekt ist ein physikalisches Phänomen. Kleinste Änderungen der Anfangsbedingungen in einem System können sich unvorhersehbar stark auf dessen langfristige Entwicklung auswirken. Er fasziniert Künstler:innen seit seiner Entdeckung, so die Schriftsteller Stephen King (»Der Anschlag«) und Michael Crichton (»DinoPark«) oder die Filmregisseure Stephen Spielberg (»Minority Report«) und Tom Tykwer (»Lola rennt«).