Der wohlhabende Jedermann lebt, wie es ihm gefällt. Seinen Mitmenschen begegnet er ohne Gnade und Mitgefühl. Jetzt soll er sterben, der Tod hat ihn gerufen. Für seine letzte Reise findet er niemanden, der ihn begleiten möchte. Doch da ist Werke, die eine gute Tat, die er in seinem Leben beging. Diese ist bereit, mit ihm zu gehen …
Was ist ein gutes Leben? Wird man vor einer höheren Macht Rechenschaft ablegen müssen über das eigene Tun? Geht es nach dem Tod weiter? Wenn ja, wie? Bereits die 1509 erstmals im Druck erschienene Moralität »The Somonynge of Everyman« nimmt sich mit allegorischen Figuren der Frage nach dem christlichen Heil und wie es zu erlangen sei an. Hugo von Hofmannsthal griff diesen Stoff über 400 Jahre später in seinem berühmten Theaterstück »Jedermann« erneut auf. Dieses war die Vorlage für den Librettisten Peter Lund und den Komponisten Wolfgang Böhmer. In ihrem 2014 für das Theater Erfurt geschriebenen Musical hat allerdings nicht mehr Gott, sondern der Tod die Fäden in der Hand. Doch die alten Menschheitsfragen bleiben in dieser modernen Adaption des alten Stoffs, der mit einer zwischen Rock und Sinfonik changierenden Musik zu neuem Leben erweckt wird.
Eine halbe Stunde vor allen Vorstellungen bieten wir auf der Empore in der St.-Blasii-Kirche eine Einführung in »Jedermann« an.
Übrigens: Die Aufführungen von Hofmannsthals »Jedermann« zu den Salzburger Festspielen auf dem Domplatz gehören seit etlichen Jahrzehnten zu den Höhepunkten in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Die Besetzung mit der titelgebenden Hauptrolle ist eine der größten Auszeichnungen für einen Schauspieler. Bekannte Namen wie Will Quadflieg, Klaus Maria Brandauer, in jüngerer Zeit Ulrich Tukur und seit 2021 Lars Eidinger sind mit dieser Rolle bisher verbunden.