Blog - Hinter den Kulissen

PLIÉ UND ARABESQUE

FerienTanzWorkshop des Jungen Theaters

»Dann packen wir einmal unseren Koffer – mit Bewegungen«! Tanzpädagogin Daniela Bethge stellt den sechs Teilnehmerinnen am FerienTanzWorkshop eine Aufgabe. Es geht darum, sich Bewegungen auszudenken, diese von Person zu Person aneinanderzureihen und vorzuführen. Da heißt es, sich alles gut merken und korrekt wiedergeben. Mit dieser Übung startete nach der Vorstellrunde der Workshop zum Ballett-Doppelabend »Der Feuervogel«/»Humpback Runner«.

Als Referenten hatte Daniela Bethge Dr. Klaus Kieser eingeladen. Klaus Kieser ist Manager, Dramaturg und stellv. Direktor des Saarländischen Staatsballetts. Gemeinsam mit den jungen Damen ging er erst einmal dem Begriff Ballett nach und der Herkunft des Tanzes auf den Grund.

Als die Anfänge des Balletts werden die höfischen Tänzen aus dem Italien um 1460 angesehen. Katharina von Medici nahm 1533 ihre Liebe zur Tanzkunst mit nach Frankreich. Der Tanz diente vornehmlich dem Adel zur Unterhaltung. Das Stück, welches als das erste Ballett gilt, war fünfeinhalb Stunden lang. (Wahnsinn!) Der Komponist Beaujoveulx kreierte es 1581 anlässlich einer Hochzeitsfeier. Ein bisschen Allgemeinwissen gab es eben auch nebenher, zum Beispiel, warum König Ludwig XIV., der selbst ein guter Tänzer war, den Titel »Sonnenkönig« trug. Er tanzte – er war gerade 14 Jahre alt – in einem zwölf Stunden dauernden Stück den Sonnengott. So wurde er zukünftig als Sonnenkönig bezeichnet. Der Tanzmeister am Hof von Ludwig XIV war Pierre Beauchamp. Er entwickelt die Tanztechnik immer weiter, führte Regeln ein und gründete schließlich die Academie de Danse. Noch heute sind die von ihm geprägten französischsprachigen Ballettbegriffe in Gebrauch. Als Dr. Kieser auf die fünf Fußpositionen zu sprechen kam, die der Franzose Raoul-Auger Feuillet publiziert hatte, wurden diese von allen Anwesenden ausprobiert.

Über den Spitzentanz, der um 1830 aufkam, führte die informative Zeitreise bis nach Russland. Der russische Hof wollte kulturell aufschließen und holte bedeutende europäische Künstler nach Russland. Mit den Ballettmusiken von Tschaikowsky kam eine ganz neue Musikrichtung in der Ballettszene auf. Tschaikowskys berühmten Kompositionen zu z.B. »Schwanensee«, »Der Nussknacker« und »Dornröschen« sind bis heute im Repertoire der Theaterhäuser.

Und schon sind wir ganz Nahe an Strawinsky. In einer Art Gegenbewegung brachte der Kunstmäzen und Impresario Sergej Djagilew russische Kunst nach Paris. Seine Aufführungen vereinten Musik, Tanz und Malerei auf ganz besondere Weise. In den von ihm gegründeten »Ballets Russes« kamen nur die Besten zum Einsatz, so auch der Komponist Igor Strawinsky. Seine Komposition zu Michel Fokines Libretto »Der Feuervogel« wurde durch das Ensemble »Ballets Russes« 1910 in Paris uraufgeführt.

Nun gab es eine Pause für alle, trinken, alles sacken lassen und schon ging es weiter.

Eine kleine Choreografie wurde entwickelt. Jeder sammelte für sich eine Abfolge von fünf marionettenhaften Bewegungselementen. »Wie fühlt sich das an?« Und nun fließende Bewegungen erdenken und erfühlen. »Und was empfindet ihr jetzt?« Daniela Bethge motiviert, hinterfragt und gibt Impulse. Jetzt das Ganze mit Bewegung im Raum gekoppelt, ein Freeze und eine kleine Abschlussimprovisation von Vanessa und schon ist sie fertig, die Mini-Choreografie.

Zum Abschluss macht Daniela Bethge alle mit der Konzeption der Choreografen des Ballettabends vertraut. Der Besuch der Hauptprobe am Abend rundete schließlich das Erlebnis ab und war der krönende Abschluss.

Renate Liedtke

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